Corona-Krise beschäftigt die Autoglasbranche

Wie Wintec die Krise meistert

6. Mai 2020

Die Corona Pandemie hat unser Leben voll im Griff und die Maßnahmen zur Eindämmung schränken immer mehr das öffentliche Leben ein.

Im Interview spricht die Redaktion von autoglaser.de mit dem Vorstandvorsitzenden der Wintec AG über die Herausforderungen in der Krise und über die weitere Entwicklung für die Autoglasbranche. 

AG: Herr Schmadtke, wie geht es Ihnen in der aktuellen Situation?

STS: Persönlich sehr gut. Ich habe für mich und die Wintec AG in dieser Krise bislang drei Phasen ausmachen können. Zunächst einmal mussten wir diese für alle neue Situation, die niemand erwartet hätte, akzeptieren. Das ist uns allen sehr schnell gelungen.
 
Die zweite Phase war durch ein extrem agiles Anpassungsverhalten geprägt. Wir waren uns schnell klar darüber, dass wir als Zentrale handlungsfähig bleiben müssen, um für unsere Partner und Kunden da sein zu können. Binnen kürzester Zeit haben wir alle Mitarbeiter technisch so ausgestattet, dass ein sicheres Arbeiten von zu Hause aus möglich ist. Hier spielt uns unsere interne Digitalisierungsstrategie in die Hände, die maßgeblich von Karin Breck in den letzten Jahren vorangetrieben worden ist. In der Umsetzung hat mich vor allem das Team begeistert. Die enorme Anpassungsfähigkeit, Hilfsbereitschaft und Akzeptanz sorgen dafür, dass alles reibungslos funktioniert.
 
AG: Wie haben Sie Ihre Partner in diesen Prozess involviert?
 
STS: Für uns lag der Schutz der Partner, ihrer Mitarbeiter natürlich besonders nahe. Aus diesem Grund haben wir mit jedem mögliche Maßnahmen und Handlungsempfehlungen besprochen, um den persönlichen Schutz aber natürlich auch den Schutz für die Kunden gewährleisten zu können. Hierfür haben wir unzählige Telefonate und Videokonferenzen geführt. So haben wir erreicht, dass alle Standorte geöffnet haben und kontaktlos mit den Kunden interagieren können.
 
Vorstand Wintec AG Stefan Schmadtke
 
AG: Der Corona Virus hat das Leben in Deutschland nun schon seit annähernd zwei Monaten im Griff. Die Maßnahmen zur Eindämmung setzen das normale Leben nahezu außer Kraft, welche Auswirkungen davon spürt Ihr Unternehmen?
 
STS: Selbstverständlich spüren auch wir, dass das Geschäft zurückgegangen ist. In unserem Kerngeschäft mit den Versicherern beträgt das Umsatzminus knapp 10% gegenüber dem Vorjahr. Aber wir beschäftigen uns vor allem auch damit, wie wir in dieser Krise Chancen für unsere Partner kreieren können. Unser Vertriebsteam mit Herrn Buchcik an der Spitze konnte mit einigen Versicherern Übereinkünfte erzielen, wodurch unsere Partner für die Fahrzeugdesinfektion oder den Hol-Bring-Service einen Bonus erhalten. Auch für den Schutz der Kunden haben wir hier besondere Servicevereinbarungen erzielt. Wintec Autoglas ist bereits seit Beginn der Krise bei vielen Gesellschaften von der unterschriebenen Abtretung freigestellt. Diesen Vertrauensbonus in unsere Gruppe verdanken wir der ausgezeichneten vertrieblichen Vernetzung.
 
AG: Das Versicherungsgeschäft ist ja nur ein Zweig, wie sieht es im Flottengeschäft aus?
 
STS: Hier ist der Rückgang deutlich stärker und liegt bei 35%. Durch den geringeren Anteil an unserem Gesamtgeschäft sind die Auswirkungen für uns allerdings sehr moderat.
 
Insgesamt haben wir trotz dieser schwierigen Situation im April etwa 4.000 Aufträge an unsere Partner gesteuert.
 
AG: Sie sprachen davon, auch in der Krise Chancen kreieren zu wollen. Wie sieht das aus?
 
STS: Neben den bereits angesprochenen Themen, die unser Vertriebsteam angeschoben hat, haben wir gemeinsam mit unseren Partnern schon vor einiger Zeit ein sehr tragfähiges Onlinemarketing Konzept etabliert. Damit feiern wir nun einen Erfolg nach dem anderen und erzielen Rekordwerte bei der Kundengewinnung über diesen Kanal.
 
AG: Wie sehen Sie die aktuelle Situation für sich und ihre Partner und worauf müssen diese sich einstellen?
 
STS: Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass das Geschäft für uns nicht so schlecht läuft. Wir liegen aktuell Ende April noch fast 5% über dem Vorjahr. Klar ist, dass dies über die kommenden Monate schwer zu halten sein wird, aber es zeigt deutlich unsere positive Entwicklung als Gruppe. 
 
Zudem versuchen wir unsere Partner auf verschiedenen Ebenen zu unterstützen. Das äußert sich zum einen in Erleichterungen, die wir mit Zulieferern vereinbaren konnten. Wir haben zum Beispiel auch die OP Verfolgung intensiviert um die Liquidität hoch zu halten. Ein wichtiger Schritt in dieser Richtung ist auch, dass wir aktuell alle ausstehenden Flottenrechnungen in Vorleistung bezahlen werden und zwar unabhängig vom eigentlichen Zahlungsziel. 
 
AG: Wagen wir einen Blick in die Zukunft. Wie sehen Sie die Entwicklung für sich und die Branche?
 
STS: Beim Blick auf uns selbst kann ich sagen, dass wir weiter daran arbeiten die Liquidität unserer Partner zu sichern. Darüber hinaus hat unser sehr aktiver Vertrieb schon die nächsten Ansätze im Köcher wodurch auch in diesem Fachbereich das Thema Digitalisierung weiter an Fahrt aufnehmen und uns mehr Flexibilität bieten wird. 
 
Beim Blick auf die Branche kann auch ich nur mit der Glaskugel arbeiten. Die zentrale Frage wird sein, wie die Gesellschaft mit der Angst vor dem Virus umgehen wird. Daraus wird sich auch die Art und Weise von Mobilität ableiten, die sich mit Sicherheit kurz und mittelfristig verändert. Es gibt Faktoren, die dafürsprechen, dass die Mobilität zunächst weiter eingeschränkt ist. Es gibt auf der anderen Seite auch Hinweise, dass die Fortbewegung eher individuell sein wird und auf Reisen nicht ein Massentransportmittel genutzt werden wird. Die finanziellen Risiken für jeden Einzelnen können dazu führen, dass die Neuanschaffung von Fahrzeugen verschoben wird, der Fahrzeugbestand wird somit älter. Wie sich hier staatliche Förderprogramme auswirken werden bleibt abzuwarten.  Auch die Reisebeschränkungen ins Ausland legen eine höhere Fahrleistung zu Zielen innerhalb Deutschlands nahe. Es gibt also auch für unseren Markt Chancen während und nach der Krise. Welcher dieser Einflussfaktoren am Ende mit welchem Gewicht auf die Gesellschaft wirken wird, ist nur schwer abzusehen. Eine Situation wie diese gab es zu unseren Lebzeiten noch nicht und zwingt uns alle „auf Sicht“ zu fahren. 
 
Mit dem Blick zurück auf uns kann ich nur sagen, dass wir hier bislang sehr gut unterwegs gewesen sind, viele richtige Entscheidungen getroffen wurden und wir dadurch positiv in die Zukunft blicken können.
 
Herr Schmadtke, wir von der Redaktion autoglaser.de bedanken uns für das informative Gespräch! 
 
Alexandra Goeke
Redaktion autoglaser.de 06.05.2020
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Bildquelle: WINTEC AG

Autor: AUTO.net GLASinnovation
Quelle: AUTO.net GLASinnovation gmbh

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